„Ich meine, vielleicht hatte ich alle Asse in der Hand, aber was war das für ein Spiel?“ Mit diesem Zitat der Schriftstellerin Joan Didion aus ihrem 1970 erschienenen Roman „Spiel dein Spiel“ überschrieb der US-amerikanische Trompeter Ambrose Akinmusire sein im letzten Jahr erschienenes, erstes Soloalbum „Beauty Is Enough“. Er nahm die 16 Stücke, die teilweise nur etwas mehr als eine Minute lang sind, 2022 in der im 16. Jahrhundert erbauten Pfarrkirche Saint-Eustache in Paris auf – ganz unbegleitet, nur mit dem Hall der Kirche und der Stimmung des Raumes. In seinen Liner Notes schrieb er, er betrachte das Album, das vollständig improvisiert ist, als eine Art Übergangsritus: So viele seiner Vorbilder auf der Trompete hätten an entscheidenden Punkten ihrer Karriere Soloalben gemacht, und an einem solchen Wendepunkt habe er sich befunden. Entstanden ist ein ruhiges, tief empfundenes Werk, das die Virtuosität Akinmusires zeigt, ohne dass diese aufgesetzt klingt. Sehr empfindsam ist auch der Titel „Self Portrait“: ungeschützt, suchend, sich ganz der Musik hingebend, sein Spiel spielend.