„Mesmerismus“ ist nach dem deutschen Arzt Franz Anton Mesmer (1734-1815) die Lehre vom „animalischen Magnetismus“. Noch zu Lebzeiten wurde diese medizinische Anwendung wissenschaftlich als unwirksam entlarvt und sein „Erfinder“ als Scharlatan verspottet. Gleichzeitig gilt sie mit ihrer Betonung auf die menschliche Einbildungskraft, die im Unbewussten liegt, als Grundstein der modernen Psychotherapie. „Mesmerism“ hat Tyshawn Sorey 2022 sein Album überschrieben, das der 1980 in Newark geborene Schlagzeuger und Komponist mit einem „klassischen“ Jazzpiano-Trio eingespielt hat. Diese Besetzung und das Album mit Jazzstandards mag auf den ersten Blick überraschen, weil Sorey bis dato als gestandener Vertreter der musikalischen Avantgarde betrachtet wurde, der sich gleichermaßen einer radikalen Improvisation wie einer hochkomplexen, notierten Musik verschrieben hatte. Mit Aaron Diehl (Piano) und Harish Raghavan (Bass) reduziert der Schlagzeuger das Tempo der Musik dieser Jazzsongs fast auf Null, um diese analytisch zu sezieren und deren eigentliches Wesen mit leisem Swing zu entkernen.
Aaron Diehl – p
Harish Raghavan – b
Tyshawn Sorey – dr